08 November, 2006

gefühltes

Mir wird nachgesagt, merkwürdig zu sein.
Das tröstet,
denn wieviele Menschen sind es schon würdig,
sie sich zu merken?

Ich mag kühle, stille Räume und warme, sprechende Augen.
Ich schlafe nackt,
aber niemand sieht es.

Ich habe einen wunderschönen Garten,
in dem wachsen Tomaten, Salat, Kräuter,
Kirschen, Pflaumen, Möhren, Erbsen,
Bärlauch, Zwiebeln, Erdbeeren, Blumen und wildes Gras.
Nach jedem Regen sammele ich die
Schnecken ein
und bringe sie in den Park.
Am nächsten Tag sind sie wieder da.
Sie mögen mich und meinen Garten.

Ich esse gerne Fisch,
fast täglich.
Mit Tomaten, Salat, Möhren, auch mit Erbsen,
aber nie mit Blumen.
Die Kirschkerne spucke ich aus meinem Fenster in das Erdbeerbeet.
Kirschkernkissen habe ich bereits genug.
Und manchmal auch einen Erdbeermund.
Erdbeeren mögen Kirschkerne.
Fischgräten mögen sie nicht.
Schnecken auch nicht.
Aber dafür mögen die Schnecken sie.

Im Keller stehen viele Gläser Kirschmarmelade,
die würze ich gerne mit Rum.
Und Pflaumenmus habe ich eingekocht,
da kommt ein bißchen Zimt dran.

Ich kann wunderbaren Pflaumenkuchen backen,
aber die Sahne will einfach nicht wachsen.
Magst Du Pflaumenkuchen ohne Sahne?
Bestimmt nicht.
Und ich trinke so gerne Kokosmilch.
Ich mische sie mit Pulver von Vanillepudding.
Mmmh. Lecker.
Manchmal koche ich sie auch mit Joghurt auf
und würze sie mit Chili und Curry.
Darin dünste ich dann Fisch.
Am liebsten Zander.
Ob meine Erdbeeren salzig schmecken würden,
wenn ich am Meer wohnen würde?

Ich kenne sehr wenige Menschen, die ich sehr mag und denen ich vertraue.
Es gibt nur einen Menschen, den ich so liebe, wie er mich

ohne Gleichen.
21 Stunden Wehen rechtfertigen das.

Ich habe Angst vor Ärzten
und esse nur Globuli aus klassischem Homöopathischem Anbau.
Weil mich das so gesund hält,
rauche ich möglichst viel,
damit ich ab und an mal huste.
Deshalb schnarche ich wahrscheinlich auch.
Aber das hört niemand, weil es immer dunkel ist.

Ich glaube an die Liebe,
aber ich glaube nicht,
daß sie sich für mich eignet.
In diesen Dingen bin ich sehr ungeschickt.
Wer mir eine Kokospalme in meinen Garten pflanzt,
den könnte ich lieben.
Vielleicht.
Als wenn das so einfach wäre.

Ich liebe Märchen aller Coleur,
weil sie mich der Realität entfernen,
die mir nicht immer gefällt.
Manchmal kleide ich mich in roten Tüll
und tanze die ganze Nacht zu
orientalischen Märchen,
die ich mir selbst vorlese.
Ich wäre sicher eine gute Sultanie.
Auch wenn ich nicht weiß,
wie man Teppiche fliegt.
Dafür kann ich Tausendundeine Geschichten erzählen.
Jede Nacht.

Wenn ich einen Mann träfe,
der mir gefällt,
würde ich mich nur bei Tiffany mit ihm treffen.

Vielleicht auch nicht.

Merkwürdig?
Ja.
Aber es gibt Menschen,
die sind nicht würdig,
daß man sie sich merkt.

Ich hatte mal eine Freundin,
die ihr anvertraute Geheimnisse herumerzählt hat.
Sie ist es nicht würdig,
sie sich zu merken.
Ich habe sie schon vergessen.
Das Kirschkernkissen kann sie behalten.
Davon habe ich genug.

Wäre ich wenigstens schlank,
dann würde man mir die Merkwürdigkeiten sicher leicht verzeihen.
Zierlichen, blonden Frauen wird fast alles verziehen.
Wußtest Du das?
Aber ich bin nicht zierlich.
Dafür bin ich blond.
Und schön.
Ich habe ein lachendes und ein weinendes Auge und Lippen, die Erdbeeren schlürfen und Kirschkerne aus dem Fenster spucken.
Ich kann sehr böse gucken
und ekelige Fratzen schneiden.
Und merkwürdig bin ich.

Welcher Mann würde nicht gerne von sich sagen:
"Hey, gestern habe ich mich bei Tiffany in diese merkwürdige Frau verliebt.
Sie hat mir eine ziemlich ekelige Fratze geschnitten und trug Schnecken im Eimer herum.
Ihr Haar duftete nach Fisch.
Da konnte ich einfach nicht anders
und habe ihr eine Kokospalme gepflanzt."

Manchmal beiße ich nachts die Haut
an meinen Fingern ab
und spucke sie durch's Zimmer.
Aber das weiß niemand.

Was machen wir jetzt damit?
Ich gehe in den Garten und
pflücke Kräuter und Tomaten
für meinen Fisch.
Danach überlege ich weiter.
Oder ich brate erst den Fisch.
Oder ich gehe heute zu meiner Freundin
und hole mir mein
Kirschkernkissen zurück.
Dann kann ich ihr auch gleich sagen,
daß ich sie schon vergessen habe.
Schon lange.

Ich würde mir nie einen Storch braten.
Hast Du Lust
auf ein Glas Kokosmilch mit Vanillepuddingpulver?
Wenn Du einen Storch siehst,
ruf laut 'Mutabor'.
Ich bin gespannt, was dann passiert.
Wenn nichts passiert,
warte nicht auf die Kokosmilch.
Es muß schon was passieren,
sonst komme ich nicht zu Tiffany.



Heute Abend
werde ich zu Tiffany gehen.
Vielleicht
werde ich bis zum Frühstück bleiben.
Aber nur,
wenn Du dann noch an meinen Lippen hängst.
Nein!
Wage es ja nicht, mich zu küssen!
Ich will nur an Deiner Zunge lecken.
Ich sollte
schwarzen Tüll mitnehmen.




Was alles passieren kann,
wenn man einen Moment unaufmerksam ist.
In meinem Garten steht eine Palme.
Hoffentlich übersteht sie den Winter!







ich danke irene (alias echna_tonne) für die erlaubnis zur veröffentlichung und mir, dass ich so mutig war, darum zu bitten.


wortgewaltig durchs leben zu gehen gelingt nunmal nicht vielen.

6 Kommentare:

DigitalesDasein hat gesagt…

Hmm, das kam mir doch gleich so bekannt vor. ;-)

Hallo Irene auch ;-)

Mia hat gesagt…

lach..


die welt ist eben miniklein..


bin ich froh, dass nicht nur ich anders bin. und noch froher bin ich, dass ich die option habe, sie alle um mich zu scharen... (iih..klingt eingebildet)


ihr wisst hoffentlich wie ich es meine..


kuss

DigitalesDasein hat gesagt…

Früher, ja früher war die Welt ein Dorf...


...heute ist sie nur noch ein Kippenautomat...

;-)

Anonym hat gesagt…

einfach nur wunderschön. :o)

tuxracer33 hat gesagt…

Die Störche sterben aus, deshalb wird es wohl nie ein "Frühstück bei Tiffanys" geben.
Wortgewalt ist das beste Mittel gegen nichtssagendes Einerlei.

Und immer schön dran denken:
Nachts ist kälter als draussen!

Du hast eine anziehende Merkwürdigkeit.

Mia hat gesagt…

besser als ein nicht merk-würdiger aus- oder einzug. :o)